Lang ist es her…, dass wir unsere Kinder das letzte Mal bei den Großeltern gelassen haben und ein Wochenende zu zweit genossen. Es wurde also mal wieder Zeit für einen gemeinsamen Ausflug und immerhin war unser Hochzeitstag. Da wir City-Trips lieben, ging es nach Stettin (Szczecin) in Polen. Wir spazierten verliebt durch die Stadt und schlossen sie dabei ziemlich schnell in unser Herz. Das Alte (zum Teil rekonstruiert oder wiederaufgebaut) und Neue (sozialistische Wohnblöcke, Bürokomplexe und moderne Shopping-Center), das typisch Polnische – Paszteciki mit einem Becher roten Barszcz (würzige rote Beete-Suppe) und das Weltoffene – hippe kleine Cafés und Kneipen, die überall verstreut sind und dem veganen Trend folgen.

Diese Gegensätzlichkeiten entdeckt man unkompliziert und entspannt bei einem Spaziergang entlang der roten Linie quer durch die Stadt. Sie führt an allen Sehenswürdigkeiten vorbei, die jeweils mit einer Infotafel in Polnisch, Englisch und Deutsch versehen sind. Da unsere Unterkunft direkt am Schloss lag, starteten wir dort. Wir ließen uns treiben vorbei am Alten Rathaus und über den Heumarkt, weiter zur Jakobskathedrale und einigen Prachtbauten aus der Gründerzeit.

Stettin Schloss

Stettin Schloss

Stettin Schloss

Stettin Marktplatz

Stetttin Marktplatz

Stettin Kirche

Das Schloss der Pommerschen Herzöge ist eine der repräsentativsten Herzogresidenzen Nordeuropas, aber auch eins der größten Kulturzentren der Gegend. Beinahe 500 Jahre, bis 1637, war es Sitz des Greifengeschlechts. Abends war es schön beleuchtet.

Stettin Schloss

Auf unserem Weg stießen wir dann auf ein architektonisches Highlight der Gegenwart – die Philhamonie. Das Gebäude entstand genau an der Stelle des im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Konzerthauses, das in den 60er Jahren abgerissen wurde. Der weiß-gläserne Bau wurde von dem spanisch-italienischen Architekturbüro Barozzi Veiga entworfen. 2015 wurde der 13000 m² große Neubau als das beste Bauwerk des Jahres 2014 mit dem Mies-van-der Rohe-Preis ausgezeichnet. Leider hatte gerade die Sommerpause begonnen, so dass wir kein Konzert anhören konnten. Aber das ist ein guter Grund, Stettin schnellstmöglich einen zweiten Besuch abzustatten.

Stettin Philharmonie

Entlang der roten Linie liefen wir weiter zu den Hakenterassen mit Blick auf die Oder. Das 1902 bis 1921 entstandene Wahrzeichen der Stadt besteht aus den Bauten der Seefahrthochschule, dem polnischen Nationalmuseum sowie dem Gebäude der Regierung von Pommern. Letzteres fungiert heute als Sitz der Wojewodschaft Westpommern. Zum Fluss hin liegt die wunderschöne große Treppe hinunter zum Springbrunnen, die von zwei Jungendstilpavillons gesäumt wird.

Stettin

Der Spaziergang bekam etwas Berlin Kreuzberg Flair als wir entlang von Gründerzeithäusern zum Radisson Blu Hotel schlenderten. Dort genossen wir in dem im 22. Stockwerk liegenden Café 22 den Blick über die Stadt und die umliegende Landschaft.

Am nächsten Morgen folgten wir einer der großen Hauptstraßen bis zum Rathaus von Stettin. Hinter dem Gebäude beginnt der Park Kasprowicza. Im Schatten der Bäume spazierten wir zwischen zahlreichen jungen polnischen Familien bis zum See mit einer nostalgischen Eisengitterbrücke und kleiner Fontäne im Hintergrund. Vollkommen entspannt und mehr als positiv überrascht von der Stadt kehrten wir dann in den Alltag zurück.

Stettin Marktplatz
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